Fragen zu Baustromverteilern

Werden an die Stromversorgung für Bau- und Montagestellen besondere Anforderungen gestellt?

Die Versorgung von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln auf Bau- und Montagestellen darf nur aus zugeordneten Speisepunkten erfolgen.

Die Anlage muss eine Einrichtung zum Trennen besitzen. (BGI 608 "Auswahl und Betrieb elektrischer Anlagen und Betriebsmittel auf Bau- und Montagestellen).

Speisepunkte sind z.B.:

- Baustromverteiler

- Ersatzstromerzeuger

- Transformatoren mit getrennten Wichlungen

Wie sollte an den schutzisolierten BSV der Fa. MERZ der zusätzliche Potentialausgleich auf der Baustelle angebracht werden?

a) Auf der PE-Schiene im Gerät. Der BSV bleibt weiter schutzisoliert?

b) An der außen am BSV-Gehäuse vorhandenen Erdungsschraube? Dann  müsste eine Brücke Gehäuse - PE eingebaut werden und die Schutzisolierung wäre aufgehoben.

ANTWORT:

In der DIN VDE 0100-410 (Schutzmaßnahmen - Schutz gegen elektrischen Schlag) sind folgende Festlegung zu dieser Thematik getroffen:

Zusätzlicher Schutz: Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs)

415.1.1 "Das Verwenden von Fehlerstrom-Schutzeinrichtungen (RCDs) mit einem Bemessungsdifferenzstrom, der 30 mA nicht überschreitet, hat sich in Wechselstromsystemen als zusätzlicher Schutz beim Versagen von Vorkehrungen für den Basisschutz (Schutz gegen direktes Berühren) und/oder von Vorkehrungen für den Fehlerschutz (Schutz bei indirektem Berühren) oder bei Sorglosigkeit durch Benutzer bewährt."

41512 "Das Verwenden solcher Einrichtungen ist nicht als alleiniges Mittel des Schutzes gegen elektrischen Schlag annerkannt und schließt nicht die Notwendigkeit aus, einen der Schutzmaßnahmen nach den Abschnitten 411 bis 414 anzuwenden." (411 Schutzmaßnahme: Automatische Abschaltung der Stromversorgung; 412 Schutzmaßnahme: Doppelte und verstärkte Isolierung; 413 Schutzmaßnahme: Schutzrennung; 414 Schutzmaßnahme: Schutz durch Kleinspannung mittels SELV und PELV)

In Baustromverteiler von MERZ findet zusätzlich zu der Schutzmaßnahme "Fehlerstrom-Schutzschaltung" auch die Schutzmaßnahme "Schutz durch Doppelte und verstärkte Isolierung" Anwendung.

Für die Schutzmaßnahme "Schutz durch Doppelte und verstärkte Isolierung" sind in der DIN VDE 0100-410 folgende Festlegungen getroffen:

Die Doppelte und verstärkte Isolierung ist eine Schutzmaßnahme in der der Basisschutz und Fehlerschutz duch verstärkte Isolierung zwischen aktiven Teilen und berührbarenTeilen vorgesehen ist. Diese Schutzmaßnahme ist vorgesehen um bei Fehlern in der Basisisolierung das Auftreten einer gefährlichen Spannung an den berührbaren Teilen der elektrischen Betriebsmittel zu verhindern. Diese Schutzmaßnahme findet bei gesamten Anlagen oder Anlagenteilen Anwendung und muss als Betriebsmittel Schutzklasse II gekennzeichnet werden. (Abschnitt 412.2.1.1).

Alle leitfähigen Teile eines betriebsfertigen elektrischen Betriebsmittels, die von aktiven Teilen nur durch Basisisolierung getrennt sind, müssen von isolierenden Umhüllungen mit einer Schutzart von mindestens IPXXB oder IP2X umschlosse sein (Abschnitt 412.2.2.1).

Leitfähige Teile innerhalb der isolierenden Umhüllung dürfen nicht an einen Schutzleiter angeschlossen sein. Dies schließt jedoch nicht aus, dass Anschlussmöglichkeiten für Schutzleiter vorgesehen sind, die notwendigerweise durch die Umhüllung geführt werden, weil sie für andere Betriebsmittel benötigt werden, deren Versorgungsstromkreis ebenfalls durch die Umhüllung geführt ist. Innerhalb der Umhüllung müssen alle solche Leiter und ihre Anschlussklemmen wie aktive Teile isoliert sein und ihre Anschlussklemmen müssen als Schutzleiter- Anschlussklemmen gekennzeichnet sein.

Der zusätzliche Schutzpotenzialausgleich muss alle gleichzeitig berührbaren Körper fest angebrachter Betriebsmittel und fremden leitfähigen Teile, einschließlich soweit praktikabel die metallene Hauptbewehrung von Stahlbeton, einschließen. Die Schutzpotenzialausgleichsanlage muss mit den Schutzleitern aller Betriebsmittel, eingeschlossen die Schutzleiter der Steckdosen, verbunden werden. (Abschnitt 415.2.1)

 

Muss ein Speisepunkt (Baustromverteiler) auf der Bau- und Montagestelle mit einem Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) ausgerüstet sein?
  • Stromkreise mit Steckvorrichtungen In ≤ 32 A (AC) müssen über einen Fehlerstrom-Schutzschalter mit I∆ N = 30 mA betrieben werden.
  • Alle anderen Stromkreise mit Steckvorrichtungen sind über Fehlerstrom-Schutzschalter mit I∆ N = 500 mA zu betreiben.
  • Als Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD) sind je nach Anwendungsfall pulsstromsensitive RCD (Typ A) oder allstromsensitive RCD (Typ B) einzusetzen.
  • Baustromverteiler älterer Bauart, bei denen für Stromkreise In ≤ 32 A (AC) Fehlerstromschutzschalter (RCD) mit  I∆ N = 30 mA nicht vorhanden sind, müssen nachgerüstet werden! (siehe BGI 608, Abschnitt 3.2.1.)
Wann müssen die Speisepunkte auf Bau- und Montagestellen geprüft werden und wer darf die Prüfung durchführen?

Wann?

Was?

Wer?

Nach Errichtung des Speisepunktes, vor der ersten Inbetriebnahme

Ordnungsgemäßer Zustand, Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen

Elektrofachkraft

Nach Änderung oder Reparatur

Ordnungsgemäßer Zustand, Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen

Elektrofachkraft

Wiederholungsprüfungen (*) (BGV A3 § 5 Durchführungsanweisung)
- jährlich

Ordnungsgemäßer Zustand, Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen

Elektrofachkraft

Schutzmaßnahme mit Fehlerstrom- Schutzeinrichtung
- arbeitstäglich

Auf einwandfreie Funktion des Fehlerstromschutzschalters (RCD) durch Betätigen der Prüfeinrichtung

(Prüftaster am FI)

Elektrotechnisch unterwiesene Person

Schutzmaßnahme mit Fehlerstrom- Schutzeinrichtung
- einmal im Monat

Wirksamkeit der Schutzmaßnahme

Elektrofachkraft oder elektrotechnisch unterwiesene Person bei Verwendung geeigneter Mess- und Prüfgeräte

(*) Prüffristen
Gemäß Betriebssicherheitsverordnung nach Gefährdungsbeurteilung und Risikobewertung Prüffristen festlegen.

Welche Speisepunkte sind für kleine Baustellen noch zusätzlich möglich?

Als Speisepunkt für kleine Baustellen sind auch,

- Kleinstbaustromverteiler

- Schutzverteiler

- ortsveränderliche Schutzeinrichtungen z.B. PRCDS

zulässig.

Wie lange darf nach einem Speisepunkt auf der Bau- und Montagestelle eine Verlängerungsleitung mit Schuko-Steckverbindung maximal sein?

Der Schleifenwiderstand des Stromkreises bestimmt die maximale Leitungslänge, die nach einem Speisepunkt noch angeschlossen werden darf.

Die Leitungslänge ist bei der Elektrofachkraft auf der Baustelle zu erfragen. (Die Elektrofachkraft kann die maximal zulässige Leitungslänge durch Messungen oder Berechnung ermitteln.)

Welche Vorschriften / Regeln sind zu beachten?

- Normen der Reihe VDE 0100: Bestimmung für das Errichten von Starkstromanlagen mit Nennspannung bis 1000V

- DIN VDE 0100 Teil 704: Errichten von Niederspannungsanlagen - Anforderungen für Betriebsstätten, Räume und Anlagen besonderer Art - Baustellen

- Technische Anschlussbedingungen für den Anschluss an das Niederspannungsnetz (TAB) des jeweiligen Versorgungsnetzbetreibers (VNB)

- Unfallverhütungsvorschrift BGV A3 Elektrische Anlagen und Betriebsmittel (bisher VBG 4)

- BG-Information BGI 608: "Auswahl und Betrieb elektrischer Anlagen und Betriebsmittel auf Baustellen"

Wann sind allstromsensitive FI-Schutzschalter erforderlich?

Frequenzgesteuerte Betriebsmittel wie z.B. Krane, Aufzüge, Kompressoren, Verputzmaschinen müssen über einen Allstromsensitive FI-Schutzschalter abgesichert sein.

Diese Betriebsmittel erzeugen im Fehlerfall glatte Gleichfehlerströme, die ein herkömmlicher FI-Schutzschalter nicht erkennt und deshalb nicht auslöst!

Allstromsensitive FI-Schutzschalter dürfen nicht in Reihe mit herkömmlichen Fi-Schutzschaltern betrieben werden, da im Fehlerfall der Wandler des herkömmlichen FI’s in die Sättigung geht und somit nicht mehr auslösen kann!

 

Lesen Sie auch dazu Auswahlliste RCDs und Baustromverteiler RCDs

Für die Isolationsprüfung in Anlagen mit RCCB Type B sind die Leiter 3,5,7 und 4,6,8 von den Anschlussklemmen zu trennen.